Abreise und Ankunft
Vor unserer Abreise war Dagma total aufgeregt. Schon drei Tage vorher saß sie praktisch auf dem gepackten Koffer und glaubte, dass die paar Kleinteile, die noch außerhalb herumlagen, locker noch hineinpassen und das zulässige Gewicht trotzdem eingehalten würden.
Als es ans finale Wiegen ging, fiel sie aus allen Wolken. Also, alle Koffer wieder auf, hier ein Kilo rausnehmen, da 800 g dazu packen, wieder wiegen, die 800 g wieder raus und durch 500 g ersetzten. Es hat ein bisschen gedauert, aber wir haben alles passend gemacht. Jetzt sitze ich hier mit 2 Paar Schuhen, einem Glas Marmelade, 3 Pullen Duft, 2 Sack Gummibärchen, 800 g Schokolade, 2 Waschbeuteln und ein bisschen Dekokram. Nachher werden wir ihr das Zeug vorbei bringen.
Michi und Daniel haben uns zum Flughafen gebracht und außer dem normalen Verkehrsaufkommen auf der Autobahn war da gar nichts los. Echt nicht. So leer habe ich den Flughafen noch nie erlebt. Vor unserer Abflughalle gab es massenhaft Parkplätze, sogar direkt vor der Tür. In der Halle selbst war nichts los und am Schalter standen nur zwei Leute vor uns. Klaus konnte uns sogar noch drei Plätze direkt hinter der Business-Class buchen mit deutlich mehr Beinfreiheit! Hat zwar pro Person 85 Euro extra gekostet, aber das war uns die Sache wert. Wir konnten alle drei ganz gut schlafen und vor allem die Beine immer mal hochlegen. Super! Ich hab' fast den ganzen Flug verpennt!
Die Einreise ging problemlos, die Koffer kamen alle an und der Zollmensch wollte auch nix von uns, da wir ja wieder lautstark deutsch gesprochen haben und Dagma sich in unserer Mitte befand. Den Stein, der ihr vom Herzen fiel, habe ich plumpsen hören!
So, nun waren wir in Brasilien und schon ging der Ärger los! Am Mietwagenschalter wurde uns erklärt, dass draußen Shuttlebusse warten, die uns zur Mietwagenstation bringen. Da war natürlich nix, erst Recht kein Bus von Localiza. Erst auf unseren Anruf hin setzte sich ein Bus in Bewegung, der nach ca. 20 Minuten da war.
Dann der übliche Bürokratie-Wahnsinn und schwupp, schon hatten wir ein Auto. Es dauerte noch etwas, bis das ganze Gepäck verstaut war und dann ging es auf die Piste. Es wurde schon hell und São Paulo ist schon morgens um sechs total verstopft. Entsprechend langsam ging es erstmal voran. Das besserte sich aber, als wir die Stadtgrenze erreichten. An einer Raststätte gab es noch einen Kaffee und etwas Wasser für unterwegs. Gegen halb elf waren wir in Poços und setzten Dagma mit ihrem Gepäck zu Hause ab. Der Hausmeister stand gerade vor der Tür und half beim Reintragen. Wir führen nach Hause. Große Freude, dass wir das Haupttor mit unserer Fernbedienung öffnen konnten. Der Code war während unserer Abwesenheit geändert worden und eigentlich hätte das gar nicht funktionieren sollen/können/dürfen. Keine Ahnung, was die Brasis da wieder gemauschelt haben. Jedenfalls konnten wir reinfahren und auch unser Garagentor öffnen, ohne Alarm auszulösen - das macht sowieso nur Spaß, wenn man nachts ankommt; jetzt war es elf Uhr und eh alle bei der Arbeit.
Ich begann sofort, die Koffer auszupacken: alles ist heil geblieben!
Klaus kümmerte sich als erstes darum, das wir heißes Wasser kriegen und dann um unser Auto. "Scheiße!", gellte ein lauter Schrei durchs Haus. Vilma hatte den Stecker unseres Batterie-Erhaltungssystems gezogen oder ihn versehentlich dazu gebracht, aus der Dose zu fallen (so fest halten die Steckdosen hier die Stecker nicht). Jedenfalls war die Batterie tot. Mausetot. Klaus versuchte es noch mit einer Überbrückung zum Mietwagen hin, aber da war nichts mehr zu wollen. Inzwischen war auch unser Nachbar aufgetaucht und versuchte sich ebenfalls erfolglos. Er rief dann Sulbat an (die verkaufen Batterien; unsere letzte war auch von denen und die hätte noch gut zwei, drei Jahre gehalten), und schilderte das Problem. Die schickten dann einen Monteur, der die Batterie austauschte und zack, waren wir die ersten 350 Reais los.
Immerhin waren wir jetzt wieder beweglich und heißes Wasser hatten wir inzwischen auch. Also einmal unter die Dusche und frische Klamotten an, dann zu Localiza, den Mietwagen zurückgeben und anschließend zum Supermarkt. Wir haben aber nur das Nötigste gekauft; Getränke, Brot, Wurst, Käse. Zum Kochen hatte ich eh keine Lust mehr, dafür war ich inzwischen viel zu k.o.
Ich hab' ein knappes Stündchen die Beine hoch gelegt. Um halb sieben gab es Abendbrot und um halb neun lagen wir im Bett - platt wie die Flundern. Ergebnis: um drei war ich wieder wach, hab' mich eine Stunde im Haus rumgedrückt und bin dann wieder ins Bett. Um halb sieben war die Nacht dann endgültig vorbei und dann ist's ja auch Zeit.