Fr, 17.10. und Sa, 18.10.2025
Freitag: Wir starten recht früh in Richtung Andradas, müssen aber noch einmal zurück, weil wir im Eifer des Gefechts die Kühltasche zu Hause vergessen haben. Das ist blöd, wenn man etwas weiter weg einkaufen will und es recht warm ist. Beim zweiten Anlauf ist der zeitliche Vorsprung dann dahin.
Am Ortsausgang von Andradas befindet sich die „Casa de Vinho“, die eine gute Weinauswahl haben und gleichzeitig auch Raststätte sind. Wir essen eine Kleinigkeit und der Kellner/Weinverkäufer erinnert sich an uns. Wahrscheinlich hat die Anzahl der Flaschen, die wir im letzten Jahr gekauft haben, doch Eindruck hinterlassen. Er begrüßt uns wie alte Freunde.
Es werden auch dieses Jahr wieder einige Flaschen und der „Amigo“ schleppt sie uns ins Auto. Ich bin etwas gehandicapt, weil eine blöde Hexe beim Aufstehen heute Morgen zugeschlagen hat. Keine Ahnung, was ich falsch gemacht habe. Aber es tut weh und meine Körperhaltung gleicht einem Fragezeichen.
Palme mit Fruchtstand am Eingang zur "Casa de Vinho". Die gleiche Sorte Palme trägt bei mir nur Läuse!
Wir fahren weiter über Land und landen schließlich durch die Hintertür in São João da Boa Vista (der Ortsname, den ich immer vergesse). Dank Navi finden wir den Supermarkt auch gleich und stürzen uns ins Getümmel. Die ersten paar Gänge schaffe ich noch freihändig, dann hänge ich mich so alte-Leute-mäßig auf den Einkaufswagen und stütze mich ab. Ich bin heilfroh, als wir das Einkaufen hinter uns haben und wieder im Auto sitzen. Bei jeder Bodenwelle, die hier zusätzlich zu den Schlaglöchern eingebaut werden, um ein zügiges Fahren zu verhindern, zerreißt es mich fast. Ich könnte heulen.
Wir schaffen es auf der normalen Route aber doch schnell nach Hause und nachdem wir die Einkäufe verstaut haben, reibt Klaus mich großflächig mit Voltaren (die Bodylotion für die ältere Generation) ein und ich schlafe eine knappe Stunde tief und fest. Danach fühle ich mich etwas besser und bin bereit fürs Abendprogramm. Nach der obligatorischen Kartenrunde – bei Starkregen, Blitz und Donner – gibt es Abendbrot mit Baguette, richtigem Käse (Leerdamer, Importware – ich kam nicht dran vorbei), einem Döschen deutsche Mettwurst und allem, was der Kühlschrank sonst noch zu bieten hat.
Anschließend noch ein bisschen fernsehen und da die Nachrichten „ruckeln“ fingert Klaus an den Einstellungen rum. Am Internet kann es nicht liegen, das hat er schon rausgefunden. Also muss eines der Geräte, die hier an den Fernseher angeschlossen sind, einen Fehler haben. Ich lasse ihn fummeln, nehme noch eine Voltaren-Tablette und lege mich ins Bett.
Samstag: So ein Reinfall! Eigentlich waren wir mit Dagma, Manoel und Tania verabredet, um zu dem kleinen Fischrestaurant am See zu fahren. Tanja hatte sich eine Erkältung eingefangen, so dass die beiden abgesagt haben. Also sind wir nur zu dritt dorthin gefahren und was soll ich sagen: das Tor war zu! Wir haben den Wirt zwar angetroffen, aber der erklärte uns, dass er für samstags keine Leute hat, die ihm zuarbeiten. Er mache nur sonntags auf. Schei…, wir hatten uns so darauf gefreut. Wir haben überlegt, wo wir nun was zu essen herkriegen und uns entschieden, die paar Kilometer nach Caldas weiterzufahren.
Das ist eine Stadt und da werden wir ja wohl ein Restaurant finden. Direkt an der Einfahrt in die Stadt befindet sich eine Tankstelle und daneben eine Churrascaria/Lanchonete (ein Rasthof also), der aber nicht so einladend aussah. Wir sind ein bisschen kreuz und quer durch Caldas gefahren, ohne Erfolg. Klaus hat Google nach Restaurants befragt und ein weiteres Fischrestaurant etwas außerhalb der Stadt gefunden. Da sind wir hin und standen vor einer Bruchbude. Danke, nein. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Es gibt in dem ganzen Kaff kein Restaurant! Inzwischen war es auch schon recht spät und wir haben beschlossen, dann eben doch zu der Raststätte zu fahren.
Ein Bau in Turnhallengröße und nix los. Vier Leute saßen an einem Tisch, von denen zwei die Betreiber der Raststätte waren. Es gab ein kleines Buffet mit Salaten aller Art, Reis und Bohnen und dem sonstigen Standartprogramm. Die Wirtin hat vorgeschlagen, uns Steaks mit Zwiebeln zu braten und das Angebot haben wir auch gerne angenommen. Dazu gab es dann einen großen Salatteller (für mich), Klaus und Dagma haben auch Reis und Bohnen genommen.
Angemacht haben wir den Salat mit meiner zu Hause erstellten und im Döschen mitgenommenen Soße. Brasilianer können keine Salatsoße! Es gibt immer nur die fertigen Soßen aus dem Fläschchen und die schmecken mir nicht. Was es gibt, ist sogenannte „Vinaigrette“, bestehend aus Zwiebeln, Tomaten, grünen Paprika (alles winzig klein geschnitten) und Essig. Die wird gerne über alles drüber gekippt. Öl muss man selbst zugeben.
Generell können Brasilianer keine Soßen herstellen. Die würgen auch alles trocken runter (Grillfleisch mit trockenem Reis z.B.). Man kann hier am Essen ersticken, so trocken ist das! Wenn es tatsächlich mal was mit Soße gibt, dann kommt die aus der Maggi-Tüte und schmeckt auch so.
Wenn wir Brasilianer hier zum Essen haben, essen sie die Soße aber mit Begeisterung und ich werde immer wieder gefragt, wie man „so was“ kocht.
Eine Pfeffer- und eine Salzmühle im Miniformat habe ich sowieso immer dabei, wenn wir Essen gehen. Salz gibt es im Restaurant nur aus kleinen Tütchen. Das ist sehr fein und auch nicht streufähig. Man hat also immer ein Stück Fleisch total versalzen und der Rest ist fade. Wenn man nach Pfeffer fragt, bekommt man ein Schälchen mit eingelegten ganzen Chilis oder irgendeine Würzsoße, was auch nicht immer passt. Normalen Pfeffer kennt man hier, den kann man in jedem Supermarkt kaufen. Warum also gibt es den nicht auch im Restaurant?
Aber wie gesagt, wir wissen uns zu helfen und bringen die guten Sachen einfach von zu Hause mit. Wahrscheinlich werde ich in mein Essen-geh-Täschchen auch noch ein paar gescheite Servietten packen – die sind nämlich auch in den meisten Restaurants eine Zumutung! Hauchdünn und absolut wasserabweisend. Diese Zettelchen kann man für gar nichts gebrauchen!
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