Der Ausflug
Dienstag war Vilma-Tag, davon gibt es nicht viel zu berichten. Außer vielleicht, dass sie ein neues Handy hat und total aufgeregt war. Beim Frühstück setzte sie sich zu uns und zeigte stolz ihr neues Teil, mit dem sie nun auch Bilder machen kann. Wahrscheinlich werden wir jetzt jeden Dienstag von einer Bilderflut überrollt.
Für den Mittwoch hatten wir uns – statt Kurzurlaub – wenigstens mal einen Tagesausflug vorgenommen und dafür ein Seengebiet nordöstlich von uns ausgeguckt. "Furnas" hieß unser Ziel. Dort gibt es eine Stauanlage, die wir uns anschauen wollten. Furnas liegt außerdem am südlichen Ende des "Parque National Serra da Canastra", aber den auch noch zu durchqueren, hätte den Zeitrahmen gesprengt. Wir hatten auch so genug Natur, aber dazu später mehr.
Wir fuhren über Botelhos, Cabo Verde, Muzambinho, Nova Resende und Alpinopolis. Der letzte Ortsname lässt schon darauf schließen, dass die Strecke recht hügelig war.
Die Straße war gut ausgebaut, was uns gewundert hat - ringsum war eigentlich nur Landschaft. Es gab auch keine Tankstellen bzw. Rastanlagen, wo man mal hätte einen Kaffee kriegen können. Nix. Straße. Landschaft. Fertig. Aber schön halt und der Verkehr war auch überschaubar.
Irgendwann kamen wir an einem unauffälligen Schild "Fim de Asfalto" vorbei und noch ehe Klaus großartig hätte reagieren können, machte das Auto einen kleinen Satz und wir fanden uns auf einer Schotterstrecke wieder. Natürlich direkt in einer Kurve und gegen die Sonne, so dass dieses abrupte Straßenende auch vorher nicht zu sehen war. Man muss hier wirklich immer auf alles gefasst sein.
Da wir uns aber immer noch auf einer ausgewiesenen Straße befanden, fuhren wir die Schotterpiste langsam weiter und irgendwann gab es auch wieder Asphalt. Vier oder fünf derartige Unterbrechungen haben wir erlebt, in unterschiedlichen Längen und mit allen Untergründen, die man sich so vorstellen kann: Schotter, festgefahrene Erde, roter Sand, Wurzelwerk, Schlaglöcher. Letztere sorgten auch dafür, dass sich in der Blase ein gewisser Druck aufbaute, weshalb Klaus am Ende einer solchen Piste, kurz bevor wir wieder auf eine asphaltierte Straße kamen, erst einmal anhalten und ins Gebüsch musste. Als er wieder ins Auto stieg, sah er aus wie ein Indianer. Rot. Er war über und über mit rotem Staub bedeckt! Ich hab' bald Zustände gekriegt, zumal er dann im Auto angefangen hat, sich das rote Zeug aus den Klamotten zu klopfen. Und was noch schlimmer war … kaum einen Kilometer weiter kamen wir in eine Kleinstadt. Mit Tankstelle, Restaurant und Toilettenanlage!
Wenigstens konnte ich dann auch mal verschwinden, einen Kaffee und ein belegtes Gummibrötchen gab es auch noch. freu
Die letzten 20 km bis Furnas liefen dann ohne Schwierigkeiten. Auf der Suche nach dem Staudamm kamen wir an einem großen Gebäude vorbei, das interessant dekoriert war und unsere Aufmerksamkeit erregte. Es handelte sich um einen wirklich großen Trödelladen ("Vivenda do Rio"), der alles bot, was man irgendwie verkaufen konnte. Alte Möbel, Bilder, Lampen, neue Tontöpfe und Heiligenfiguren, Nippes, das übliche Andenkengedöns und Handarbeiten. Wir schlenderten durch die Ausstellung und bestaunten einige wirklich schöne Dinge. Besonders die großen Tische und bequemen Stühle hatten es uns angetan, aber unser Mobiliar ist inzwischen vollständig und so groß ist unser Auto ja auch nicht. Die Ladeninhaberin schlich immer hinter uns her und sobald sie Interesse witterte, startete sie ihre Präsentation. Wir wollten ihr auch gerne etwas abkaufen - schon weil das Gemäuer wirklich liebevoll eingerichtet und dekoriert war – und entschieden uns zu guter Letzt für ein Bild, das nun unsere Terrasse ziert:
Der Rahmen ist altes Holz, das Bild ist eine Keramikplatte. Und es hat mit Essen und Trinken zu tun, passt also neben den Grill (und zu uns!). |
Die Gute stattete uns dann noch mit Infomaterial aus und erklärte, wie wir am besten zum Staudamm kommen.
Den fanden wir dann auch schnell, erfreuten uns an der wirklich schönen Aussicht und machten Bilder. Es gab noch einen ganz nett gestalteten Aussichtspunkt/Raststätte/"Camping" und das war es dann auch an touristischen Highlights. Furnas als Stadt kann man wohl vergessen. Es gibt einige sehr gut gesicherte Anwesen, bei denen wir den Eindruck hatten, als könne es sich da um militärische Schmankerln handeln, aber ansonsten war da nichts, was Touristen beeindrucken könnte. Irgendwo kann man noch kleine Bootstouren unternehmen, aber da hatten wir keine Lust drauf.
Wir gurkten ein bisschen durch die Gegend, immer in der Hoffnung, irgendwo einen Imbiss zu finden, der Tilapia (einen leckeren Seefisch) anbietet. Gefunden haben wir einen Hinweis auf eine Pousada namens "Marina do Farol" und sind den Schildern einfach mal gefolgt. Wieder Feldwege, aber das kennen wir ja schon und nach endlos langer Zeit standen wir tatsächlich vor einem kleinen Restaurant, das zur Pousada gehörte. Auf den Tischen standen Serviettenständer und Zahnstocher, was auf eine Bewirtschaftung schließen ließ. Es kam auch gleich jemand mit der Karte angelaufen und wir setzten uns mit Blick auf den See, einen kleinen Pool und eine überdachte Sitzecke zwischen beidem. Sehr idyllisch. Auch die Hühner, die gleich angelaufen kamen und sich unter das Auto in den Schatten setzten. Es gab tatsächlich frittierte Tilapiafilet-Stücke mit Kräuterremoulade. Dazu noch einen Krug frischen Saft … perfekt!
"Carmo do Rio Claro" hatte Klaus als nächsten Punkt ins Navi eingegeben und der redselige Pousada-Chef hatte uns noch davor gewarnt, eine bestimmte Strecke zu fahren und wir versuchten das auch (vielleicht ist es uns auch geglückt, das weiß man hier ja nie so genau), wir sind aber auf einer Piste gelandet, da war alles andere vorher nur Pillepalle. Leck' mich an de Täsch!
Rund 25 km über Stock und Stein, über nur noch teilweise vorhandene Stege und cattle grids. Keine Sau mehr unterwegs, nur wir (und ein Hund, zwei langbeinige Vögel und drei Hühner). Da hilft nur festhalten und die Zähne zusammen beißen. Beides hab' ich getan; heute tut mir die ganze Kinnpartie weh!.
Ich habe versucht, ein kurzes Video zu machen von der Holperstrecke, aber das sieht absolut harmlos aus, weil das Handy die Wackler natürlich mindert. Eine halbe Minute nachdem ich das Handy ausgeschaltet hatte, kam uns tatsächlich ein Jeep-ähnliches Gefährt entgegen. Der Fahrer warnte uns vor etwas, was wir aber nicht so richtig verstanden haben. Ich dachte erst, dass da eine Kuh auf der Piste wäre. Ob tot oder lebendig … keine Ahnung. Wir fuhren also weiter, nachdem Klaus sich vergewissert hatte, dass man fahren könne und es dauerte auch nicht lange, da sahen wir so ein gebrochenes Kuh-Gitter, die Metallstreben standen links und rechts in die Höhe, in der Mitte war ein großes Loch. Ich glaube, ich habe kurz mal aufgeschrien und auch Klaus murmelte etwas, das mit Fäkalien zu tun hatte. Dann gab er Gas. Augen zu und durch. Zweimal hat es heftig gewackelt, das Auto hat geächzt, dann waren wir durch. Mannomannomann, die Brasis haben sie echt nicht mehr alle! Ich will mir gar nicht vorstellen, was hätte passieren können!
Video Landstrasse einfach mit Löchern
Auf den Schreck musste ich erst einmal Pippi. Ich wollte aber nicht mitten in der Wildnis, sondern geduldete mich, bis wir wieder in übersichtlichere Gefilde kamen. An einer geeigneten Stelle hielt Klaus dann mal kurz an und was soll ich Euch sagen … ich hatte noch nicht richtig blank gezogen, da kam ein Moped an uns vorbei geknattert. Ich hab' keine Ahnung, wo der herkam und wo der hin wollte und es war mir dann auch egal. Es hat mich nur erstaunt, dass man diese Strecke auch mit dem Zweirad befahren kann. Meinen Hosenknopf habe ich bei der Aktion übrigens auch verloren. Jetzt muss ich zusehen, wo ich einen neuen her kriege.
Wir hatten auf dieser miesen Piste noch ein paar Kilometer zu fahren, dann erreichten wir wieder die Zivilisation und keine zwei Stunden später waren wir auch wieder zu Hause. Heißa!!! Das erste Bier verdunstete schon auf halber Strecke zum Magen.
Ich habe übrigens zwischendurch immer mal an unsere im Hotel urlaubenden oder kreuzfahrenden Freunde gedacht und bin zu dem Schluss gekommen … für Euch, meine Lieben, wäre diese Tour eher nichts gewesen! Definitiv nicht!
Heute haben wir übrigens großen Waschtag: Ich die Klamotten und Klaus das Auto. Dringend.