Schon seit ein paar Tagen höre ich immer mal ein komisches Gurgeln im Abfluss, wenn Klaus unter der Dusche steht, das Klo benutzt oder die Waschmaschine abpumpt. Es erinnerte mich daran, dass wir schon vor zwei oder drei Jahren mal größere Mengen Steine aus unserem Abfluss gefischt haben, die da definitiv nicht hin gehörten.
Jetzt ist es soweit – der Abfluss ist endgültig dicht!
Vilma wirbelte im Bad und benutzte natürlich Wasser, das durch den Abfluss musste; gleichzeitig war die Waschmaschine in Betrieb und pumpte ab und schwupp, schon stand die Waschküche wieder einmal unter Wasser.
Klaus schob die Brühe etwas beiseite und setzte den Pömpel an. Nix tat sich. Wir brauchen jemand, der etwas davon versteht! Marcio war gerade in der Nähe und sollte jemanden bestellen. Er versuchte sich aber erst einmal selbst, was natürlich auch nichts brachte. Dann telefonierte er und ich hörte den Namen „Sebastiano“ und sofort fiel mir alles aus dem Gesicht: Das ist der Wassermann – jene Flachpfeife, die sowieso nichts auf die Reihe kriegt! Nee jetzt, oder?!
Einem glücklichen Umstand war es zu verdanken, dass der nicht erreichbar war! Adriana wurde angerufen, ob sie einen zuverlässigen Wasser-Scheiße-Mann kennt. Von ihr bekamen wir eine weitere Nummer und bald nach dem Anruf tauchte der Mensch auch auf.
Er krabbelte bis zum Ellbogen in den Abfluss und förderte etliche große Brocken Beton zu Tage. Ich habe beim besten Willen keine Ahnung, wie die da hingekommen sind bzw. wie lange die da schon lagen. Wie gesagt, auch wir hatten schon reichlich Material aus dem Abfluss gefischt
.
Wir machten eine Probe, drehten alle Wasserhähne auf und sofort stieg der Pegel wieder an. Das sei ein größeres Problem, meinte der Fachmann. Das vermuteten wir inzwischen auch! Ich verdrehte die Augen und sah plötzlich Rinnsale auf der Terrasse – da, wo der Revisionsschacht ist. Au weia … da muss schweres Gerät ran! Der Fachmann versprach, nach dem Mittagessen wieder zu kommen und den Schacht zu öffnen. Leck mich …!
Im Gegensatz zu anderen Handwerkern, mit denen wir hier schon zu tun hatten, kam er tatsächlich und stemmte in mühseliger Arbeit den Schacht auf. Der war bedeckt mit den normalen Terrassensteinen und darunter befand sich ein dicker Betondeckel, den er zusammen mit Klaus und mit Hilfe einiger Latten unseres wertvollen Brennholzes erst etwas anlupfte und dann zur Seite schob. Zum Vorschein kam eine Grube, randvoll mit unangenehm riechender Brühe, aber KEIN Kanal!
Mich hat bald der Schlag getroffen! Wir sind natürlich davon ausgegangen, dass da ein durchgehender Kanal liegt und so wurde uns das auch vermittelt. Ich erinnere noch gut die Worte des kleinen Bauleiters, dass die Abflussrohre dick genug seien, alles aufzunehmen. Das war im ersten Jahr, als eine der Toiletten verstopft war. Das Problem seien die brasilianischen Kloschüsseln, wurde uns damals versichert.
Was wir nicht erfahren haben ist die Tatsache, dass die Rohre in einer betonierten Grube enden, von der dann ein weiteres Rohr in die Kanalisation abgeht. Was soll das?
Der Fachmann indes wunderte sich nicht, sondern verlangte einen Eimer und empfahl, die Terrassentür zu schließen, weil es gleich ziemlich stinken würde. Nix lieber als das! Er begann munter zu schöpfen und schleppte die Brühe in den zweiten Abfluss, der das Regenwasser vom Dach auffangen soll. Ich wollte noch schnell ein Foto machen, aber der Duft, der mir sofort entgegen schlug, haute mich fast um. Boah, nee!!!
Inzwischen war der Mensch ohne Geruchssinn auf festes Material gestoßen und verlangte nach einem stabilen Plastiksack. Klar, wir sind auf so was ja immer vorbereitet! mit den Augen roll Wir haben also mehrere Müllsäcke ineinander gesteckt und ihm das schnell nach draußen gereicht. Unverdrossen schaufelte er den ganzen stinkenden Dreck (von MIR ist der ganz sicher nicht!!!) in die grünen Aldi-Müllsäcke. Er bekam auch noch ein weiteres Mal Tüten gereicht, weil die Müllsäcke soo stabil ja nun auch nicht sind. Ich wollte das Zeug ja nicht noch irgendwo rumliegen haben, falls die Tüten reißen.
Wir haben dann noch zwei oder drei „Stresstests“ durchgeführt, alle Klospülungen betätigt und die Wasserhähne aufgedreht. Dem Druck des Wassers ist es zu verdanken, dass noch einmal eine größere Menge Papier nebst Anhang durch das Rohr flutschte und der arme Mann noch einmal schaufeln musste. So viel zum Thema dass die Rohre dick genug seien! Wenn ich den Ar… von Bauleiter da gehabt hätte, hätte ich ihn kopfüber in die Plörre geschubst!
„Zu viel Papier“, meinte der Fachmann. „Das kann ja wohl nicht sein“, erwiderte Klaus, „wir haben das Jahr 2014!“ Er erwähnte noch, dass wir ja nur drei Monate pro Jahr hier sind und unser Haus in Deutschland seit 30 Jahren steht und wir so etwas noch nie erlebt haben. Das sei wohl eher ein brasilianisches Problem. Der Wasser-Scheiße-Mann zuckte die Schulter. Was hätte er auch sonst machen sollen?
Um kurz nach drei Uhr war er fertig mit seiner Arbeit. Der Abfluss ist wieder frei, Wasser und ähnliches kann fließen. Hoffentlich!
Wir haben jetzt einen offenen Revisionsschacht auf der Terrasse und können unseren Häufchen beim Schwimmen zugucken. Ich überlege, ein Plastikentchen anzuschaffen, damit es etwas netter aussieht.
Eigentlich müsste ich jetzt auch gerade mal, aber ich trau mich nicht!