Da uns langsam die Ideen ausgehen, was wir Rosa zum Kochen mitbringen sollen, hat Klaus sie gefragt, auf was sie denn mal Lust habe. Sie zählte einige Dinge auf, die aber nur in großen Portionen richtig gut schmecken, Feijoada (Eintopf mit schwarzen Bohnen) zum Beispiel. Irgendwann kam sie auf "Torresmo" (frittierter Schweinebauch) mit Cove, Polenta, Reis und Bohnen. Mir graute etwas vor dem Schweinebauch, weil ich so fettes Zeug ja nicht mag. Für Brasilianer – insbesondere die Mineros, wie die Einwohner von Minas Gerais (unserem Bundesland) heißen – lieben es deftig und es kann gar nicht fett genug sein.
Der Einfachheit halber baten wir sie, zu besorgen, was sie dafür braucht und so kam sie am Mittwoch mit einem Sack Schweinebauch (einen Teil davon haben wir eingefroren), cove und fubá (Maisgrieß; ich nenne es immer "Pfui bah", weil ich da auch kein großer Freund von bin).
Ab zehn Uhr brodelten die Bohnen im Schnellkochtopf, während sie noch im oberen Stockwerk mit saubermachen beschäftigt war. Ich hängte noch meine Wäsche auf und las den Kurier und als sie oben fertig war, verzog ich mich dorthin. Dann hat sie hier freie Bahn und kann wirbeln, wie sie will. Klaus puzzelte die ganze Zeit schon am PC rum, und suchte u.a. nach Passwörtern (meinen; wenn ich was prima vergessen kann, dann sind das Passwörter!).
Aus der Küche drangen Brutzelgeräusche zu uns herauf und der Geruch von Knoblauch und Frittenbude. Rosa schließt zwar immer die Küchentür zum Wohnzimmer, wenn sie kocht, aber brasilianische Türen haben ja eher die Funktion eines Sichtschutzes. Bringt also nix.
Um kurz nach eins (normalerweise erschallt dann der Ruf, dass das Essen fertig sei) sind wir mal nach unten, um zu sehen, was sie da treibt. Sie jonglierte mit Pfannen, Töpfen und Tellern – wie im Zirkus. Der Herd habe nur vier Kochstellen, normal brauche sie sechs, erklärte sie lachend! Ich kenne das Problem!
Sie hat es aber geschafft und kurz darauf konnten wir essen. Wir haben dann alles auf den Gartentisch geräumt und sie hat sich sogar dazu breitschlagen lassen, mit uns zu essen. Normalerweise schrubbt sie erst den Herd und isst dann erst viel später und alleine in der Küche. Wir haben schon bei Wilma erfolglos versucht, ihr das abzugewöhnen und sie mit an unseren Tisch zu holen. Ist halt hier so.
Fetten Schweinebauch sollte man aber - wenn überhaupt - heiß essen und so setzte sie sich ausnahmsweise doch zu uns. Ich glaube, sie wollte nur sehen, ob es uns schmeckt.
Und das hat es!
Die Polenta war lecker, Cove sowieso, und der Schweinebauch war ein Gedicht! Das Fett war weitestgehend rausgebrutzelt, die Schwarte mehr als kross! Anstandshalber habe ich auch ein Löffelchen Reis und Bohnen genommen. Wenn schon brasilianisch, dann richtig!
Bei Klaus – er ist mit einem stabilen Gebiss gesegnet – hörte sich das Zermalmen der Schwarte an, wie bei einem Hund, der selig einen Knochen zerlegt. Er guckte auch so. Nicht links, nicht rechts. Voll konzentriert aufs Nagen. Ich musste schon etwas verhaltener an die Sache rangehen, habe es aber auch ohne Zahnschaden gemanagt. Ich habe auch (wegen der Kalorien) nur noch ein kleines Stück Fleisch nachgenommen, während der Göga seinen Teller dreimal gefüllt hat. Vom Fleisch blieb nichts übrig, lediglich Minireste von den sonstigen Beilagen. Rosa freute sich, unseren Geschmack getroffen zu haben und wir haben nach dem Essen erstmal einen Schnaps zu uns genommen. Ein Novum in der Mittagszeit!
Das Abendessen fiel dann auch komplett aus, wir waren beide noch pappsatt. Klaus konnte erst am nächsten Mittag wieder feste Nahrung zu sich nehmen, als wir unser spätes Frühstück einnahmen.