Sonntag, 16.10.2016
Gegen elf Uhr laufen wir mal ins Städtchen. Wir gucken uns den zweiten neuen Andenkenladen an, der sich in der Eingangshalle der ehemaligen Behörde – da, wo im letzten Jahr noch die Akten zum Abtransport auf einen großen Haufen geschmissen worden waren – eingerichtet hat. Die haben aber wirklich nur den üblichen Quatsch: Seife, Häkeldeckchen, Nippes. Das gleiche Angebot, wie auf dem Wochenend-Andenkenmarkt direkt gegenüber.
Wir gehen weiter und bestaunen die Schlange der Wagemutigen am Eingang zur Seilbahn. Nie im Leben würde ich in dieses altersschwache Ding einsteigen, das sich doch deutlich von den Seilbahnen unterscheidet, die man so aus Österreich oder Deutschland kennt. Schon die Talstation macht den Eindruck, als würde sie jeden Moment zusammen brechen!
Nie würde ich da einsteigen! |
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Urca Hintereingang nach der Renovierung |
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Seltsame Gewächse: Der Strombaum |
… und so sieht er unten herum aus |
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Etwas erstaunt waren wir, dass es auch hier wieder einen kleinen Andenkenmarkt gab, aber der war wohl eine Ausnahme für einen guten Zweck. Nachdem wir uns auch diese Stände noch angeschaut haben, hatten wir Durst und sind schnurstracks in unsere Sonntagvormittag-Kneipe marschiert – Touristen gucken.
Ein großer Tisch war schon von den Moped-Freaks belagert und die waren auch deutlich als solche zu erkennen: Lederkluft bzw. Jeanswesten mit irgendwelchen Emblemen drauf, Tattoos und Helme. Die waren wohl zum Frühstück da und hatten auch schon ein Tisch-Fässchen Bier geleert. Kurze Zeit später kam noch eine schwere Maschine an, die etwas oberhalb unseres Sitzplatzes am Straßenrand eingeparkt hat. Das Pärchen, das dann da runter kletterte, sah so gar nicht nach Motorradfahrern aus. Er trug Bermudashorts und T-Shirt über dem wohlgerundeten Bauch, sie presste den Mors und die stämmigen Oberschenkel in Leggins und trug eine zu kurze Bluse darüber. Eine kleine Umhängetasche, Perlen-Ohrringe und eine Goldrandbrille vervollständigten das Outfit. Beide waren etwa Mitte vierzig und sie hätte genauso gut mit der Häkelnadel in der Hand hinter einem der Marktstände sitzen und auf Kundschaft warten können. Völlig untypisch - aber ein Wahnsinns-Geschoss unter dem Hintern!
Wir tranken Bier vom Fass und bestellten eine Portion Pommes, damit der Gerstensaft nicht gleich so reinhaut. Die Pommes kamen und waren auch schön heiß. Es hat aber gedauert, bis der verschnarchte Kellner endlich ein Schälchen mit Ketchup und Mayo brachte, das hier jeweils in kleinen Tütchen serviert wird. Die Schere, die man braucht um diese Tütchen unfallfrei öffnen zu können, gibt's leider nur im "Casa do vinho" in Andradas dazu. Klaus hat dann seine Zähne bemüht, um an den Inhalt zu kommen; ich würde heute noch vor den kleinen Tresoren sitzen.
Nachdem die immer gleichen Touristengrüppchen zum dritten Mal an uns vorbei flaniert sind, haben wir uns auf den Heimweg gemacht und den Nachmittag verdöst.
Montag, 17.10.2016
Heute sollen unsere Fliesen kommen! Wir sind also erst einmal ans Haus gebunden und verbringen die Zeit mit allem möglichen. Gegen zehn Uhr kommt ein Auto und lädt Fliesen ab … aber nicht bei uns, sondern beim Nachbarn. Wieso kriegt der Fliesen und wir nicht?
Nach dem Mittagessen werde ich langsam unruhig; es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir in Brasilien umsonst auf etwas warten. Gegen halb drei klingeln zeitgleich das Telefon, das Handy und die Türklingel, was aber wirklich nur ein blöder Zufall war. Das Telefon wird ignoriert; da geht inzwischen der Anrufbeantworter dran, um den nervigen Werbe- und Bettelanrufen zu entgehen. Klaus kümmert sich um die Türklingel und tatsächlich: unser Fliesenlieferant begehrt Einlass und Marcio fragt, ob wir überhaupt da sind. 20 Kisten Fliesen werden abgeladen und stehen nun in der Garage bereit.
Walter – der Terrassenmann – will am 1.11. anfangen. Etwas früher wäre uns natürlich lieber … man weiß ja nie, auf welche Unwägbarkeiten man trifft bei hiesigen Baustellen. Da hätten wir schon gerne noch etwas Luft nach hinten. Walter meint aber, er kriegt das alles in zwei Wochen hin. Ich glaube das erst, wenn ich es gesehen habe!
Inzwischen gleicht unsere Garage einem Baustofflager |
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