Dienstag, 18.10.2016
Vilma-Tag. Sie ist wohl aus dem Bett gefallen und kommt eine halbe Stunde früher als normal, was den gewohnten Rhythmus etwas durcheinander bringt. Der Kaffee ist noch nicht fertig, das Bett noch nicht gemacht, die Waschmaschine noch nicht befüllt, etc. Selbst Schuld. So hat sie ausreichend Zeit, die neuen Fliesen zu bewundern und ihr fachliches Urteil abzugeben, dass die sich viel leichter reinigen lassen werden, als die alten.
Wir fahren zum Supermarkt und eigentlich wollte ich nach dem Mittagessen noch mal in den Stoffladen, aber es ist schon ziemlich warm und ich hab' keine rechte Lust. Ich entschließe mich stattdessen zu einem Mittagsschlaf und verpasse so auch Vilmas frühen Abflug. Ihr Abschiedskaffee fällt heute also auch aus.
Im Erdgeschoss stinkt es. Die Handtücher auf dem Wäschegestell verströmen einen Duft, der einen schier aus den Schlappen haut! Der neue Weichspüler – NOVO PERFUME! steht drauf und ich weiß wirklich nicht, warum ich vor dem Kauf nicht wenigstens mal die Nase darüber gehalten habe – riecht entsetzlich. So stelle ich mir den Geruch in einem Puff vor. Und zwar in einem solchen, wie ich sie aus Filmen kenne (ich war ja noch nie in einem echten): Frischluft kommt nur rein, während ein Freier durch die Tür tritt, staubige Vorhänge sorgen für schummriges Licht, rote Plüschsofas haben über Generationen alle menschlichen Ausdünstungen aufgesogen, Räucherstäbchen und billiges Raumspray wabern durchs Gemäuer. So stelle ich mir das vor und dazu passt auch der Geruch, der uns gerade umgibt. Igitt!
Mittwoch, 19.20.2016
Klaus hat verpennt. Normalerweise wird er immer wach, wenn der Nachbar um sieben seinen Traktor anwirft und zur Arbeit fährt. Heute nicht. Gegen zehn gehe ich nach oben und rüttele mal ein bisschen am Gatten. "Jaaaa, er lebt noch, er lebt noch …" und er kommt auch langsam zu sich. Entspannt schlurfe ich in die Küche und mache mir den dritten Pott Kaffee. Bis zum Frühstück kann es noch dauern, da der Langschläfer erst noch joggen will.
Wir frühstücken also gegen Mittag, was den Vorteil hat, dass der Terrassentisch inzwischen im Schatten liegt und die Butter nicht vom Brötchen läuft. Dass ich von dem vielen Kaffee inzwischen Herzflattern habe, ignoriere ich mal. Positiv denken!
Es ist verdammt heiß heute; 32° C zeigt das Thermometer. Eigentlich eine Temperatur, bei der ich zu nichts zu gebrauchen bin und mich mehr wie ein Leguan bewege. Aber ich will muss in den Stoffladen!
Ich bin auf der Suche nach Vlieseline (oder wie das Aufbügelzeug sonst heißt). Ein bisschen davon hatte ich mitgenommen, aber das ist mittlerweile aufgebraucht und alles, was ich stattdessen verwendet habe, war nicht so wirklich geeignet. Ich habe keine Ahnung, ob es so etwas hier überhaupt gibt und schon gar nicht, wie es heißen könnte. Rein vorsorglich habe ich ein kleines Stückchen als Muster mitgenommen, ernte aber in drei Läden nur bedauerndes Kopfschütteln. Der dritte Laden hat wenigstens etwas Ähnliches - zwar nicht zum Aufbügeln, aber immerhin. Zwei Meter reiße ich mir von dem Zeug unter den Nagel und während die Verkäuferin das absäbelt, finde ich auch noch ein bisschen Spitze und ein 60 cm langes Lineal. Das ist aus billigem Pressspan und der Skalierung traue ich auch nicht, aber es ist gerade und auch länger, als unsere kleine Wasserwaage, mit der ich mich bisher behelfen musste. Supi!
Danach sind wir noch schnell zum Markt, um unsere Käsebestände aufzufrischen. Hier ist mir dann richtig der Schweiß ausgebrochen; ich wollte nur noch aus den Klamotten raus. Die verbliebenen 20 Minuten Parkzeit haben wir der Stadt geschenkt und sind schnellstens nach Hause. Es hat auch nicht lange gedauert, da ging ein Platzregen nieder und danach war es fünf Grad kühler. So ist es erträglich!
Die Temperaturen machen auch den Einheimischen zu schaffen; eine solche Hitze sind sie einfach nicht gewohnt. Scheiß Klimawandel!